Rigipanorama-App

App generiert die Visuals aus Daten, ohne Interaktivität
Präsentation variabel,  Screen oder Projektion
7 min, Loop
Sprecher: Liang Wang und Xiaoqian Zhang
Code: Daniel Lotfi

„Regina montium“ bezeichnete Albrecht von Bonstetten die Rigi in seiner Karte der Eidgenossenschaft von 1479, die als erste topografische Karte der Schweiz gilt. Er greift in seiner Darstellung auf spätmittelalterliche Karten zurück, die die Welt kreisförmig zeigen mit Jerusalem im Mittelpunkt. Indem Bonstetten die Eidgenossenschaft mit der Rigi im Zentrum darstellt, etabliert er nicht nur das damals heterogene Gebilde als einen politisch einheitlichen Raum, sondern verleiht ihr auch eine heilsgeschichtliche Dimension, indem ihre Existenz offenbar gottgewollt ist. Die Rigi als Zentrum der Schweiz, dem Nabel der Welt?

> weiter im Text von Daniela Hardmeier

Ein wichtiges Identifikationspotential mit urschweizerischen Werten besitzt der Berg bis heute, wie die Aufregung zeigt, die mit dem vermehrten Besuch chinesischer Touristen einhergeht. Mit diesem Massiv der Innerschweiz beschäftigt sich auch Andreas Weber. Bei optimalen Wetterverhältnissen sollen von Rigi Kulm aus 588 Gipfel sichtbar sein. Diese unermessliche Rundsicht hat der Künstler in eine poetisch-dichte audiovisuelle Installation übersetzt. Langsam dreht sich eine Karte, auf der ein Cluster von Punkten die Gipfel bezeichnet. Wie ein Radarstrahl streift diese eine rote Linie, die Namen werden von einem Schweizer vorgesagt und von zwei Chinesen nachgesprochen. Es entsteht so ein gewobener Klangteppich aus über 1’700 Namen, der je nach Topgrafie einem stillen Fluss oder einer kakophonisch verdichteten Sprachwolke gleicht. Die schiere Schönheit der Namen trägt die Fantasie in weite Ferne.
Andreas Weber greift aber auch auf subtile Weise gewichtige Fragen auf. Fragen nach der engen oder offenen Auslegung von Heimat, dem schweizerischen (und schwyzerischen) Umgang mit dem Fremden oder auch nach der Möglichkeit von Verständigung in einer Welt voll überbordender Kommunikation. Die Ital Reding-Hofstatt mit ihrer Vergangenheit, die vom Auszug in die Fremde erzählt, und dem Blick in die Weite erweist sich als idealer Ort für die Präsentation dieser Videoarbeit.

Text: Daniela Hardmeier, Katalog zur Kunstszene Schwyz 2016, ISBN 978-3-033-05612-1